Lange Zeit wurde Pornorezeption einfach als passive Konsumtion verstanden, bei der die Zuschauer den manipulierenden Einflüssen der Medien ausgeliefert sind. Aktuelle Debatten um Gefahren und Auswirkungen scheinen immer noch davon auszugehen. Neuere Forschung zeigt jedoch, dass dieser Ansatz der Realität nicht gerecht wird. Wir müssen Pornokonsum grundlegend anders verstehen.
Stattdessen müssen wir Filmrezeption als einen aktiven, interaktiven Prozess begreifen. Wie ein Film konsumiert wird – ob allein oder in der Gruppe, in welchen sozialen Kontexten, unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Normen – all das prägt die individuelle Erfahrung und Bedeutungskonstruktion maßgeblich mit. Besonders interessant wird es, wenn wir den Blick auf den Bereich der Pornografie richten. Traditionell wurde die Pornoindustrie von Männern dominiert. In den letzten Jahren hat sich hier jedoch ein Wandel vollzogen, angetrieben von Frauen, die eigene Filme produzieren, um alternative, vielfältigere Repräsentationen von Sexualität zu schaffen. Allein die Existenz von Fem Porn sollte uns davon abhalten, davon auszugehen, dass DIE Pornographie eine Art der Konsequenz auf unsere Sichtweisen oder Verhalten haben könnte – selbst bei Jugendlichen.
Diese neuen pornografischen Produktionen versuchen, weibliche Perspektiven und Bedürfnisse stärker zu berücksichtigen. Insgesamt wird deutlich, dass wir ein differenziertes Verständnis der Mediennutzung brauchen, das die aktive Rolle der Rezipienten, die Vielfalt an Identifikationsmöglichkeiten und die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Rechnung stellt. Nur so können wir der Komplexität von Film- und Medienkonsumtion wirklich gerecht werden. Das bedeutet nicht, dass unsere Kritik an problematischen Repräsentationen abgemildert werden sollte – wir sollten nur ihre Auswirkungen realistisch betrachten und in Zusammenhang zu anderen medialen Erzeugnissen. Denn Werbung, Rom-Coms, Rap, etc. zeigt oft ein ähnlich problematisches Frauenbild. Die Pornographie ist hier nur ein Instrument in einem Orchester und kann nicht allein verantwortlich gemacht werden, wie sich Menschen bezüglich Sexualität und geschlechtlichen Rollenbildern orientieren.
Letztlich geht es darum, Medienkonsum nicht länger als passive Konsumtion, sondern als aktiven, kreativen Prozess der Bedeutungsproduktion zu verstehen. Nur so können wir den tatsächlichen Erfahrungen und Bedürfnissen der Rezipienten, insbesondere von Frauen, gerecht werden. Dies ist eine Herausforderung, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen, um der Herausforderungen, einen besseren Umgang mit Pornographie zu finden, insbesondere für jüngere Generationen. Dafür müssen wir anders an die Frage des Pornokonsum herangehen.